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Autor: Rolf Kurath Arbeitswelt Digitalisierung Organisationsentwicklung Montag, 16 März 2015

Die Zukunft der Arbeit

Wie wird gute Arbeit in der digitalen Arbeitswelt gestaltet? Der US-Ökonom und Soziologe Jeremy Rifkin prognostiziert in „Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft" für die nächsten Jahrzehnte den Verlust von 50% der heutigen Jobs und ein neues ökonomisches Paradigma: Tauschwirtschaft und genossenschaftliche Strukturen werden den kapitalistischen Markt herausfordern und teilweise verdrängen. Deshalb ist für mich die Demokratisierung der Arbeitsorganisation ein Gebot der Stunde.

Unter der Digitalisierung von Arbeit werden Erscheinungsformen wie Crowdworking (Aufträge werden intern oder unternehmensübergreifend ausgeschrieben), mobile Arbeit, soziale Netze und Industrie 4.0 verstanden. Damit ist die Produktionssteuerung durch autonom sich vernetzende, cyber-physische Systeme gemeint:

Industrie 4.0

Diese Phänomene verändern die Arbeitswelt nachhaltig. Es war mir zum Beispiel nicht bewusst, wie häufig kollaborierende Roboter eingesetzt werden und welche Risiken für die Arbeitssicherheit daraus entstehen können:

Kollege Roboter? Ist schon da!

Weitere Risiken der Digitalisierung und Automatisierung sind:

  • Unterforderung und einseitige körperliche Belastung;
  • Überforderung durch kaum zu durchschauende Systemkomplexität und steigenden Verantwortungsdruck;
  • Entgrenzung der Arbeitszeit.

Leisten wir also in 20 – 40 Jahren Erwerbsarbeit als Anhängsel der Technologie oder als Scheinselbständige im Crowdworking? Aus der historischen Entwicklung leitet Jeremy Rifkin mögliche Folgen der Chancen für die Gesellschaft ab:

Rifkin im SRF-Interview

So werde das Internet der Dinge, d.h. das Zusammenspiel von Kommunikationsinternet, Energieinternet und Logistikinternet in einem neuen Infrastruktursystem, die Effizienz aller wirtschaftlichen Prozesse markant steigern. Dies insbesondere durch die Erhöhung der thermodynamischen Effizienz und Produktivität bei der Organisation von Ressourcen, der Produktion und Verteilung von Gütern und Dienstleistungen sowie dem Recycling von Abfallstoffen. Dieser gewaltige Produktivitätszuwachs werde einen grossen Einfluss auf die Formen und das Volumen der Beschäftigung sowie auf die Gesellschaft haben. Parallel erwartet Rifkin die Wiederentdeckung von Sozialkapital und Sharing Economy: Der Umstieg vom Eigentum zum Zugang sei beispielsweise bei der Mobilität (Car-Sharing) voll im Gang. Zudem beobachtet er eine zunehmende Bedeutung der Genossenschaften als Wirtschaftsakteure.

Für die nächsten zwei Generationen erwartet Rifkin allerdings mehr Arbeit. Dabei denkt er an die Umwandlung der bestehenden Gebäude in Mikrokraftwerke, die Installation von Speichertechnologien, die Neukonfiguration des Stromnetzes sowie Erneuerung des Strassensystems und der Treibstoffinfrastruktur.

Demokratisierung der Arbeitsorganisation

Rifkin versteht es meisterhaft, Fakten mit methodengestützten Prognosen zu einem plastischen Zukunftsbild zu kombinieren. Bezüglich der Arbeitswelt bestätigt er, was auch andere Autoren wie Laloux oder Lanier beschreiben oder was aus den Megatrends abgeleitet werden kann. Erfolgreiche Kooperation im Sinne von Austausch, von dem alle Beteiligten profitieren, braucht Augenhöhe: Gemeinsame Interessen und wechselseitigen Respekt (Richard Sennett). Daraus folgt für mich, dass die Hierarchie-Pyramide im Unternehmen durch die Mitbestimmung der Mitarbeitenden bei der Gestaltung von Arbeitsprozessen abgelöst werden soll. Wie dezentralisierte Selbstorganisation erreicht werden kann, zeigt diese Reportage:

Augenhöhe

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