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Autor: Rolf Kurath Grundlagen Philosophie Dienstag, 02 Dezember 2014

Lob der Grenze

Grenzen sind nötig. Sie helfen uns dabei, die entscheidenden Fragen unserer Zeit zu verstehen und zu beantworten. In seiner „Kritik der politischen Unterscheidungskraft" schreibt der Wiener Philosoph Konrad Paul Liessmann dem „Anything Goes" entgegen.

In seiner 2012 bei Zsolnay erschienen Textsammlung „Lob der Grenze" reflektiert Liessmann über Entwicklungen, welche den dafür Verantwortlichen zu entgleiten drohen. Flüssig geschrieben und mit Bezug auf Arendt, Luhmann und andere richtet er den Blick auf die saubere Beschreibung der grossen Herausforderungen unserer Zeit.

SR2-Interview

In seinem Essay „Der Wert des Menschen" kritisiert Liessmann die zunehmende Ökonomisierung und Kalkulisierung des Humanen. Begriffe wie „Humankapital", „Ich-AG" und „Rentnerschwemme" seien eine Diskreditierung des Menschlichen. Damit werde die im menschenrechtlichen Denken fest verankerte Ansicht, dass der Wert des Menschen in seinem Menschsein und nichts sonst begründet liegt, zu Makulatur degradiert. In einem andern Text wird die Differenzierung zwischen Erwerbsarbeit und anderen Aktivitäten mit Bezug auf Aristotoles und Hannah Arendt herausgearbeitet. Arbeiten als Mühe und Plage, welche in der Antike von den Sklaven verrichtet wurde. Herstellen als geplantes Hervorbringen eines Produkts durch den Handwerker. Und als dritte Dimension das Handeln als Form der Interaktion mit Menschen.

Lob der Stadt und ihres Hauptbahnhofs

Wunderbar sein Text über die Urbanität und die Grenzen der Stadt. Urbanität meine nie nur verdichtetes Siedlungsgebiet, sondern stets eine spezifische Form von Kultiviertheit. Eine Stadt sei nicht nur eine Ansammlung von Menschen, sondern eine spezifische Form der Organisation menschlichen Lebens. Und das Entree der Städte sei heute in erster Linie der Bahnhof. Hauptbahnhöfe wurden im 19. Jahrhundert als Kathedralen der Moderne gebaut, welche die neue imaginäre Grenze zwischen drinnen und draussen signalisierten. Apropos Kathedrale: Zürich hätte eine solche, wenn sie nicht mehrheitlich für Events verstellt wäre zu Preisen, welche sich die wirklich guten Marktfahrer nicht leisten können (weshalb sie im Winter auf dem Bürkliplatz frieren müssen).

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