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Autor: Rolf Kurath Arbeitswelt Grundlagen Zukunftsbilder Donnerstag, 21 Mai 2015

Megatrends und Zukunftsmärkte

Wer für die Zukunft planen will, muss sich mit den Megatrends auseinandersetzen. Eine kürzlich erschienene Publikation der Universität St. Gallen ergänzt diese durch eine Prognose der Alltagswelten und skizziert die Märkte der Zukunft. Die Studie überzeugt auch durch die geschickte Visualisierung sowie durch die saubere Darstellung der Spannungsfelder zwischen Trend und Gegentrend, zwischen Chancen und Gefahren. Etwas vom Besten, was ich zum Thema Zukunftsbilder gelesen habe.

Das Institut für Versicherungswirtschaft der Universität St. Gallen hat im Mai 2015 auf Basis eines mehrjährigen Forschungsprojektes das Buch „2050 Megatrends, Alltagswelten, Zukunftsmärkte" veröffentlicht. Zuerst das Interview mit Buchautor Prof. Dr. Peter Maas über obsolete Branchen-Konzepte, Zukunftsmärkte und die Auswirkungen von Megatrends auf unsere Alltagswelten. Zwischen welchen Spannungsfeldern entsteht die Zukunft und worauf müssen wir uns bis 2050 einstellen?

Interview Prof. Dr. Peter Maas, Mai 2015

Im ersten Teil werden die Spannungsfelder beschrieben, in denen sich die Zukunft formiert. Die neun untersuchten Megatrends (von Demografie bis Knappheit) sind schon von andern Autoren beleuchtet worden. Neu ist die konsequente Darstellung als Kräftefeld zwischen den beiden Polen Trend und Gegentrend sowie die Zuspitzung von Hyperszenarien. Diese schildern die Zukunft bei einer extremen Ausprägung des Megatrends.

Netzwerk = prägende Metapher des 21. Jahrhunderts

Die Autoren sind der Meinung, dass das Netzwerk für alle Lebensbereiche dominant sein wird. Weil Lösungen immer weniger von Experten, sondern durch die Intelligenz der Masse entwickelt werden, wird die Vernetzung von Menschen, gesellschaftlichen Institutionen und Technologien immer wichtiger. Nur so kann die Schlüsselkompetenz der Wissensgesellschaft – die Kreativität – erschlossen werden. Dieser Prozess wird Kreazipation genannt (Schnittmenge von Kreativität, Partizipation und Emanzipation). Überraschend für die HSG ist das Hyperszenario „Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens". Dieses werde durch die enormen Effizienzgewinne (siehe Rifkin/Null-Grenzkosten-Gesellschaft) und die kostenlos zur Verfügung gestellte Arbeitskraft der Kreazipationisten finanziert. Dadurch könnte die Innovationskraft markant gesteigert werden – allerdings verbunden mit dem Risiko, dass der fehlende finanzielle Druck grosse Teile der Bevölkerung träge werden lässt.

Wild Cards

Wer in die Zukunft blickt muss sich bewusst sein, dass immer alles anders kommt als wir heute denken. Die Studie beschreibt 13 Wild Cards. Das sind Ereignisse, die nicht prognostiziert werden können, aber grossen Einfluss auf das Geschehen haben, wie zum Beispiel 9/11. Die Auslegeordnung ist plausibel und für die Risikobeurteilung hilfreich.

Alltag und Zukunftsmärkte im Spannungsfeld der Megatrends

Der zweite Teil der Studie wagt durch die Konkretisierung der Megatrends einen Ausblick in den Alltag der Zukunft. Gestützt auf gängige Definitionen werden die fünf Lebensbereiche „Arbeit und Wissen", „Mobilität", „Kommunikation", „Wohnen", „Freizeit und Genuss" sowie der Querschnittbereich „Besitz" untersucht. Dazu werden Chancen und Gefahren beschrieben. Im Bereich „Wohnen" zum Beispiel geht es um raumplanerische Aspekte sowie um die Fragen, wie in Zukunft gebaut wird und wie sich die Menschen in ihren Wohnräumen einrichten. Untersucht wird auch der Einfluss von Zentralisierung, neuen Lebensformen und alternder Gesellschaft auf neue Dienstleistungen und Raumkonzepte. Vom zweiten Teil habe ich am meisten gelernt.

Abschliessend werden neue Marktsegmente skizziert, welche sich an den spezifischen Bedürfnissen der Kunden orientieren und die heutigen Branchengrenzen in Frage stellen. Diese Liste ist nicht überraschend, aber konsequent aus den Prognosen abgeleitet und bietet Stoff für vertiefte Analysen.

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