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Autor: Rolf Kurath Digitalisierung Grundlagen Verwaltungsrat Samstag, 30 Juni 2018

Blockchain - obligatorischer Lernstoff

Bitcoin war für mich eine spekulative Kryptowährung, und Blockchain eine Blackbox. Dann sagte mein Sohn, er schreibe seine unisg Master-Arbeit über die Potenziale von Blockchain in der Energieversorgung. Und kürzlich habe ich an einer Weiterbildung gehört, wir Verwaltungsräte seien digital überhaupt nicht fit. Wir müssten Programmieren lernen (zum Beispiel mit der App grasshopper – geladen aber noch nicht genutzt), und „Blockchain Revolution“ von Don & Alex Tapscott lesen. Das habe ich gemacht und bin deshalb davon überzeugt, dass wir diese neue Technologie beobachten, von konkreten Anwendungen lernen und Einfluss nehmen müssen. Sonst werden wir wie beim Internet von den Geldmaschinen der Big Player vereinnahmt.

Blockchain in der CH Praxis

Die Debatte über E-Voting ist aktuell voll im Gang. Wie noch selten im Kontext Digitalisierung kämpfen technologieaffine Politiker*innen und Verwaltungsprofis um die Lufthoheit. Während der Fraktionschef der Grünen in Bundesbern Balthasar Glättli für einen Marschhalt plädiert (und dabei die Blockchain-Technologie beobachten will), sind kürzlich weitere Praxisanwendungen lanciert worden.

Die Stadt Zug will zusammen mit der Hochschule Luzern mit einem Test das Potenzial der Blockchain als E-Voting-Lösung ausloten und damit eine weitere Anwendung für die digitale Identität anbieten:

Zug setzt auf die Blockchain als E-Voting-Basis

Zudem bekommen die schon auf dem Markt angebotenen E-Voting-Systeme der Schweizerischen Post und des Kantons Genf Konkurrenz. Die Universität Zürich und das E-Government-Startup Procivis entwickeln eine blockchainbasierte Open Source-Lösung.

UZH E-Voting

Auch in andern Bereichen findet die erst zehn Jahre junge Blockchain-Technologie Anwendung. So will daura, die Blockchain-Applikation von Swisscom und einer Anwaltskanzlei, den Handel mit Schweizer Aktien einfacher, effizienter und sicherer machen.

Aktienhandel

Blockchain = unabänderliches Hauptbuch

Mit der Blockchain werden fälschungssichere und dezentrale Datenbanken geschaffen. Alle darin getätigten Einträge, also zum Beispiel Kandidaten-Stimmen und Aktienverkäufe, werden als Datenblöcke gespeichert. Jeder Block wird als neues Glied einer digitalen Kette (Blockchain) beigefügt. Alle beteiligten Parteien erhalten periodisch eine verschlüsselte Kopie der gesamten Daten-Kette.

Einführung in "Blockchain Revolution"

Don Tapscott beleuchtet die Entstehung der Technologie sowie konkrete Anwendungen für Geldtransfer und Management von geistigem Eigentum. Er sieht Blockchain als grosse Chance für eine genossenschaftliche Sharing Economy und damit als Möglichkeit, Intermediäre wie Banken und Plattformen wie Airbnb und Uber überflüssig zu machen.

Gestaltungsprinzipien als Chancen

Nach der Konvergenz, welche das erste Zeitalter der digitalen Gesellschaft geprägt hat, sei „eine intelligente Kombination aus Computertechnik, Mathematik, Kryptografie und Verhaltensökonomik“ Triebkraft des zweiten digitalen Zeitalters. Mit den Gestaltungsprinzipien beschreiben die beiden Autoren die Grundlagen von Blockchain:

  • Vertrauensbildung durch Zeitstempel und dauerhafte Dokumentation einer Transaktion.
  • Effizienzsteigerung und mehr Transparenz durch ein Peer-to-Peer-Netzwerk ohne zentrale Steuerung.
  • Sicherheit durch eine obligatorische kryptografische Sicherheitsinfrastruktur.
  • Möglichkeit für den Schutz von persönlichen Daten durch ein virtuelles Ich.
  • Abbildung von komplexen Rechtsbeziehungen durch intelligente Verträge.

Das sind logische Prinzipien. Aber wie man diese mit technologischen Mitteln durchsetzt verstehe ich noch nicht. Dazu brauche ich unbedingt eigene Erfahrungen zum Lernen in meinen Tätigkeitsbereichen.

Mögliche Anwendungsfelder sind gemäss den beiden Tabscott die Neugestaltung des Unternehmens (Holokratie, dezentralisiertes Selbstmanagement, Kooperation auf Augenhöhe intern und extern) und die Entwicklung von Demokratiewerkzeugen für das 21. Jahrhundert: Die Blockchain-Technologie ermöglicht zum Beispiel transparente, fokussierte, fälschungssichere Mitwirkungsprozesse wie Brainstorming und Online Bürgerjurys nach Zufallsprinzip.

Enorme Hürden zu überwinden

Auch die Schwächen und Risiken werden eingehend beleuchtet. Insbesondere ist die Technologie noch nicht massentauglich und der Energieverbrauch ist noch viel zu hoch. Risiken drohen durch Big Brother Missbrauch und die alten ICT-Player, welche das Neue vereinnahmen möchten. Angesichts des breit aufgestellten Blockchain Ökosystems gehe ich aber davon aus, dass es bald eine globale Governance Struktur analog Internet geben wird, welche Koordinationsprozesse und Sicherheitsstandards vorgeben und durchsetzen wird.

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